Der zweite Abend unseres Kurzwochenendes in Weimar, das von der Anreise am »Freitag, über einen Tag in einem Einkaufszentrum mit einem denkwürdigen Friseurbesuch am »Samstag und einem Besuch in der Gedenkstätte Buchenwald am »Sonntag währte, war für einen Fotoshoot reserviert.
Unser Fotoshoot jedenfalls sollte in der Lobby unseres Hotel stattfinden, denn dort stand ein imposanter, throngleicher Sessel, der als wichtigstes Accessoire dienen sollte. Darauf meine liebste Freundin und das tollste Model auf der Welt, Chanti, in einer opulenten Abendgarderobe.
Die Idee zu einer fotografischen Aktion mit besagtem Essen kam vor allem von Caro, die ohnehin einen unglaublichen fotografischen Blick hat. Persönlich denke ich oft gar nicht so sehr in fotografischen Motiven — außer ich habe eine Kamera in der Hand. Caro geht in der Hinsicht viel aufmerksamer durch die Welt als ich und ich bin immer wieder auf ein Neues beeindruckt, wie oft sie in einer vermeintlichen Belanglosigkeit ein konkretes Motiv sieht.
Da es sich selbstverständlich nicht gehört, einfach so Fotos in einer Hotellobby zu machen, habe ich am Empfang nachgefragt, ob es in Ordnung sei, wenn wir, zwei Hobbyfotografen, ein wenig Zeit in der Lobby verbringen und Bilder von unserem Model machen würden.
Die freundliche Mitarbeiterin am Empfang sagte, dass das gar kein Problem sei und wir gerne fotografieren könnten.
Was ich bei meiner Frage durchaus bewusst nicht erwähnt habe ist, dass ich dafür ein Dauerlicht? samt großer Softbox? aufbauen, ein beachtlich langes Kabel quer durch die Lobby legen und das alles auf ein großes Stativ stellen würde, damit wir auch gutes Licht hätten. Das sollte später noch für ein wenig Aufregung sorgen.
Zunächst aber wollte Chanti sich fertig machen. Dazu haben wir uns in Caros Zimmer getroffen, geredet, Musik gehört, etwas getrunken und uns zu unseren Bildideen ausgetauscht, während Chanti sich, wie es ausdrückt, restauriert hat.
Der SHoot in der Lobby und wie er (fast) abrupt endete
Chantis Outfit hatten wir tagsüber in einem Einkaufszentrum gekauft. Ein schwarzes Kleid, silber-glänzende High-Heels und kuschelige Einhorn-Puschen, mit denen ich zumindest auf einem Teil meiner Bilder die Eleganz des Kleides kontrastieren wollte. Ach ja: solltest du nicht aus Norddeutschland kommen sei erwähnt, das “Puschen” Hausschuhe sind.
Nachdem Chanti dann fertig war, haben wir unser Equipment zusammengepackt und sind die Lobby gegangen.
Während der Zeit unseres Besuchs war das Hotel gut gebucht. Direkt an die Lobby grenzte eine durchaus große Bar und bereits unser Aufbau sorgte dort für einiges an Aufsehen, vom eigentlichen Fotografieren ganz zu schweigen.
Wir sind immer wieder ein wenig erstaunt, welchen Wirbel unsere kleinen Fotosessions zu verursachen scheinen, denn aus unserer Sicht machen wir ja nichts irre spektakuläres.
Wenn eine Gruppe Angler am Fluss steht und ihre Ruten, Angeln und Köcher ins Wasser hält, gehen die eben einfach ihrem Hobby nach. Und die meisten Leute laufen daran vorbei.
Das Gleiche gilt halt auch für uns. Nur haben wir eben eine Kamera statt einer Angel und eine Lichtanlage statt des Köchers. Vermutlich denken die oft unfreiwilligen Zeugen unserer Shoots, dass da gerade etwas schrecklich aufregendes passieren würde und sie die Fotos bald in der neuen Vogue oder im Fernsehen entdecken könnten.
Aufsehen erregen ist an dieser Stelle durchaus nicht unbedeutend, denn während Caro ihre Bilder machte, bat mich die freundliche Mitarbeiterin vom Empfang diskret zu sich.
Der Geschäftsführer des Hauses habe Kenntnis von unserem Treiben erlangt und sei wenig erfreut. Der Sessel auf dem Chanti saß sei so eine Art signature Möbel der Hotelkette und wir müssten einen solchen Shoot doch vorher anmelden.
Sie bat mich also, unseren Shoot direkt abzubrechen, was ich sehr schade fand und ich sagte ihr, dass ich doch extra vorher gefragt hätte.
“Aber doch nicht so” sagte sie weiterhin sehr freundlich, was ich durchaus verstehe, denn gerade im Wissen um die Aufmerksamkeit, die die Umsetzung unserer fotografischen Ideen mit sich bringt, hatte ich die Sache mit dem Licht und der Softbox ja bewusst verschwiegen, als ich nach der Erlaubnis fragte, ob wir in der Looby fotografieren dürften.
Aber auch habe ja meine Momente und habe ihr, tatsächlich wahrheitsgemäß, zugesichert, dass wir lediglich zwei Amateurfotografen seien und die Bilder nicht für einen kommerziellen Zweck nutzen würden.
Sie bedankte sich, telefonierte wieder mit der Geschäftsführung und hob dann sehr zu meiner Erleichterung ihren Daumen.
An dieser Stelle übrigens unser herzliches Dankeschön an das Leonardo-Hotel in Weimar für das freundliche Entgegenkommen.
Als wir mit unserem Shoot durch waren, sind wir noch auf das Hotelzimmer zurück. Ich hatte eine Idee, noch “irgendetwas mit Chanti im Bett” zu fotografieren und so konkret, wie meine Bildidee war auch das abschließende Foto: Nämlich nicht besonders gut.
Das lag dabei überhaupt nicht an ihr, sondern vor allem daran, dass ich die Bildkomposition so gar nicht hinbekommen habe und hier irgendwie gar nichts passte — deshalb gibt es die Bilder hier auch nicht zu sehen.
Allerdings sind wir mit dem Fahrstuhl zurück auf unsere Zimmer gefahren und dieser Fahrstuhl hatte es mir angetan.
Er hatte in allen vier Ecken Lichtröhren und die gaben ein unfassbares Licht. Es war nahezu unmöglich, hier nicht zu fotografieren. Leider schlossen die Türen immer wieder, so dass Caro die regelmäßig auf den “Lift rufen”-Knopf drücken musste, damit die Türen aufblieben.
Der Tag endete dann damit, dass wir mein MacBook an den Fernseher auf einem unserer Zimmer angeschlossen und gemeinsam die Fotos unseres gerade abgeschlossenen Shoots betrachtet haben.
Es hat eine gewisse Tradition, dass Chanti und ich die Bilder sofort anschauen und sie direkt sagen kann, welche Fotos ihr besonders gut und, was wichtiger ist, gar nicht gefallen.
Und egal, wie gut ich selbst ein Foto finde: gefällt es ihr nicht, wird es gelöscht.
Mit dem Abschluss der Bildbetrachtung endete dann auch unser zweiter Tag in Weimar.
An unserem dritten und letzten Tag sollte es dann nach dem Frühstück nach Weimar und im Anschluss in die Gedenkstätte Buchenwald gehen. Und natürlich kam es auch hier wieder anders als geplant.