Es ist schon ein paar Monate her, als ich mit meinen lieben Freundinnen Caro und Chanti einen Wochenendausflug nach Weimar und Erfurt mit einem Besuch der Gedenkstätte Buchenwald geplant hatte. Die Reise hatte ich als Geschenk zu meinem Geburtstag erhalten und freute mich riesig, zusammen mit den beiden auf unseren Kurztrip nach Thüringen.
Vorab sei gesagt, dass dieser Artikel recht lang geworden ist. Damit du ihn gegebenenfalls in Etappen lesen kannst, habe ich ihn in Kapitel unterteilt, die du hier ansteuern kannst.
Beachte dabei bitte, dass unser Besuch in der Gedenkstätte Buchenwald hier nur kurz angerissen wird und in einem eigenen Beitrag behandelt wird. Diesen findest »hier.
»Kapitel 1: Freitag
»Kapitel 2: Samstag
»Kapitel 3: Sonntag
Das Wochenende, so viel kann ich direkt sagen, war wunderschön und ausgesprochen lustig. Jedenfalls in der Rückschau. Denn bei diesem Ausflug ist so vieles schief gelaufen, dass sich die Erinnerung daran für mich jedenfalls in Teilen wie ein ferner Fiebertraum anfühlt.
Dabei begann alles durchaus vielversprechend. An einem frühen Freitagmorgen habe ich zunächst Chanti und dann Caro eingesammelt und kurz darauf waren wir auch bereits auf der Autobahn.
Freitag.
Eine Panne, Frühstück mit Burgern und der ADAC
Die Stimmung war gut und die Vorfreude groß, nur fiel mir nach gut einer Stunde Fahrt eine Leuchte auf, die im Cockpit des Autos in warnendem Orange strahlte. Beim Beschleunigen verhielt sich das Auto zudem merkwürdig ruckelig und so sind wir dann auf den nächstbesten Parkplatz gefahren und haben den Motor ausgeschaltet.
Beim Computer hilft ein Neustart die meisten Probleme zu lösen und warum sollte das bei einem Auto anders sein? Schließlich ist in den Dingern ja mittlerweile so viel Elektronik, dass, so meine Hoffnung, wahrscheinlich nur irgendein Sensor eine Fehlermeldung ausgibt, oder der Cache mal gelöscht werden müsse.
Als ich den Motor dann wieder anließ, schien das Problem gelöst: Keine Warnleuchte mehr. Alles prima also. Wir konnten weiterfahren.
Das Problem der ruckeligen Beschleunigung blieb jedoch und bereits nach ein paar Metern leuchtete auch die Leuchte wieder in ihrem aufdringlich warnenden Orange und deutete an, dass am Motor etwas im Argen liege.
Sehr zu unserem Glück ist Chantis Papa KFZ-Meister, so dass sie ihn anrief und ihm das Problem schilderte. Er erklärte, dass die Warnmeldung kein gutes Zeichen sei und wir dringend von der Autobahn herunterfahren und die nächstgelegene Werkstatt anfahren sollten.
Ehrlicherweise war das nicht die Auskunft, die ich hören wollte. Zumal nach gerade einmal rund einhundert gefahrenen Kilometern.
Nun reduziert sich meine Kenntnis über Autos allerdings darauf, dass ich weiß, wo Kupplung, Gas und Bremse sind. Da wir mit einem Automatikgetriebe unterwegs waren, war ich in dieser Hinsicht sogar überqualifiziert. Dennoch kam ich nach nur einem kurzen Moment des Leugnens zu der Erkenntnis, dass das bei der Beschleunigung weiterhin ruckelnde Auto uns vielleicht tatsächlich nicht bis Weimar bringen könnte. Oder, was auch blöd gewesen wäre, nicht wieder zurückbringen würde.
So haben wir dann den nächstbesten Rasthof angesteuert und den ADAC gerufen. Die sagten, dass ein Techniker zu uns käme, wir aber etwas Geduld haben sollten.
Zum Glück befand sich die Filiale einer amerikanischen Burger-Kette, deren Name an dieser Stelle unerwähnt bleiben soll, auf jenem Rasthof und so haben wir erst einmal ausgiebig mit Burgern, Pommes, Cola und Kaffee gefrühstückt.
“Etwas Geduld haben” ist offenkundig eine wachsweiche Zeitangabe und so mussten wir tatsächlich ein paar Stunden auf dem Rasthof verweilen.
Erfreulicherweise war es an jenem Tag nicht sehr warm, so dass wir nicht schwitzen mussten und es ist ja auch sehr spannend und unterhaltsam, einen Blick auf die vorbeirauschenden Autos zu erhaschen und im Tankstellenshop bummeln zu gehen.
Dort gab es allerhand spannendes zu entdecken, zum Beispiel ein Malheft das Chanti gerne gekauft hätte, aber keine Stifte zum Ausmalen, was den Erwerb widersinnig erscheinen und die Frage aufkommen ließ, wer da eigentlich für den Einkauf zuständig ist. Doch auch das konnte unsere gute Laune nur ein wenig dämpfen und so haben wir dann halt gewartet.
Nach ein paar Stunden kam dann der sehr freundliche ADAC-Techniker vorbei, stöpselte ein spektakuläres Instrumentarium an Messgeräten an den Motor und kam nach einiger Untersuchung zu dem Schluss, dass uns das Auto vielleicht nicht nach Weimar bringen könnte, oder, was auch blöd gewesen wäre, nicht wieder zurückbringen würde.
Er hat auch erklärt, was genau kaputt war, aber ich habe nicht aufgepasst und hätte überhaupt nur die Hälfte verstanden. Irgendetwas mit Kolben, glaube ich. Nach der Reise erfuhr ich dann, dass die Sache mit dem Kolben so schlimm war, dass es sich um einen wirtschaftlichen Totalschaden handelte und eine Reparatur nicht lohnen würde.
“Kaputt” reichte mir zunächst als grundsätzliche Information aber aus und während Chanti, die grundsätzlich sehr interessiert an Autos ist, munter mit dem Techniker vom Automobilclub fachsimpelte, organisierte der gelbe Engel einen Abschleppwagen für uns.
Das Auto würde wieder nach Bremen zurückgebracht und wir könnten mit einem Mietwagen weiterfahren, ohne dass uns weitere Kosten entstünden. Wir müssten nur eine Kreditkarte als Sicherheit vorlegen und könnten dann direkt weiterfahren.
Das Angebot haben wir natürlich gerne angenommen. Eine Kreditkarte habe ich meistens dabei — woran ich aber nicht gedacht habe, war, dass es vielleicht klug gewesen wäre, bei einer so langen Reise auch einen Führerschein mit sich zu führen. Den hatte ich vergessen, was natürlich ganz allgemein ungünstig ist und speziell bei einem Autoverleih. Die wollen nämlich zumindest einen Blick auf die Fahrerlaubnis werfen, was sicherlich sinnhaft ist, aber in Anbetracht der Umstände jedenfalls unpraktisch.
Zu unserem Glück hatte Chanti aber ihren Führerschein dabei, so dass sie dann sehr zu ihrer Freude auch die einzige Fahrerin sein durfte und das sehr geräumige SUV für den Rest der Reise steuern durfte.
Ehrlicherweise ist sie auch eine wesentlich bessere Autofahrerin als ich und so waren am Ende tatsächlich alle zufrieden: ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass Caro fortan entspannter reisen konnte, ich konnte gemütlich auf dem Beifahrersitz relaxen und Chanti ein Monster von Auto fahren.
Am späten Nachmittag und mit gut vier oder fünf Stunden Verzögerung sind wir dann in Weimar und nach einer kurzen Fahrt durch die Stadt in unserem schönen Hotel angekommen.
Die nicht unerhebliche Verspätung brachte dann natürlich unsere Wochenendplanung geringfügig durcheinander. Ursprünglich war unsere Vorstellung, dass wir am Freitagmittag in Weimar ankämen, uns in Ruhe und bei Tageslicht die Stadt anschauen, am Samstag nach Erfurt fahren und am Sonntag schließlich die Gedenkstätte Buchenwald besuchen würden.
Unser neuer Plan sah nun vor, dass wir am Freitagabend nur kurz in die Weimarer Innenstadt gehen und eine Kleinigkeit essen würden, uns am Samstagvormittag ausgiebiger mit Weimar und am Samstagnachmittag mit Erfurt befassen könnten.
Wir haben uns eine kurze Pause gegönnt, die Koffer ausgeräumt oder einfach nur rumgelegen und sind dann für den kurzen Besuch in die Weimarer Innenstadt gefahren, in der wir in einem Einkaufszentrum auch eine Kleinigkeit gegessen haben.
Anschließend haben wir uns auf unsere jeweiligen Zimmer zurückgezogen und uns von den Ereignissen des Tages erholt.
Letztlich haben die Kalamitäten unsere gute Laune nicht verderben können, wenngleich der Tag zweifelsohne ein wenig anstrengend war.
Das Schöne an Erinnerungen ist aber ja, dass das Negative nur zu gerne verblasst und die schönen Momente bleiben.