Samstagmorgen heißt, zum Bäcker gehen und Brötchen kaufen. Bei Frau S., meiner liebsten Bäckereifachverkäuferin, habe ich dann zwei normale Brötchen und ein Croissant gekauft. Das wäre eigentlich das Ende dieser überaus langweiligen Geschichte gewesen, hätte ich nicht noch den spontanen Impuls gehabt, dem Supermarkt, in dem sich die Bäckereifiliale befindet, einen kurzen Besuch abzustatten.
Ursprünglich hatte ich keine großartigen fotografischen Pläne für das Wochenende, doch bereits in der im Eingangsbereich des Marktes befindlichen Gemüseabteilung ergab sich eine Möglichkeit, doch noch einmal fotografisch kreativ zu werden: ich entdeckte ein Aloe Vera-Blatt.
Das war in meiner Erinnerung das erste Mal, dass ich ein solches Blatt gesehen habe, wenngleich ich natürlich die Lotions und Cremes kenne, die mit dem hohen Feuchtigkeitsgehalt der Pflanze werben und die weicheste und zarteste Haut versprechen, die es überhaupt geben kann. Und ja, ich habe in der Zwischenzeit auch erfahren, dass die Pflanze gar nicht selten ist. Eine liebe Freundin wies mich darauf hin, dass sie eine Aloe Vera in ihrer Wohnung stehen habe — auf meine Frage, ob ich dann künftig Blätter von ihr bekommen könne, reagierte sie allerdings vorsichtig zurückhaltend.
In unmittelbarer Nähe zu dem bereits in meinem Einkaufswagen liegenden Blatt entdeckte ich ein gelbes Etwas, das ich vorher ebenfalls noch nie gesehen hatte. Eine stachelig anmutende, längliche Frucht — die Mélano.
Eine Mini-Ananas sollte dann meinen Reigen exotischer Früchte ergänzen und meine kleine Fotoaufgabe für den Nachmittag bilden.
Das Obst ist naturgemäß recht bunt und so wollte ich die Früchte vor mehreren einfarbigen, möglichst komplementärfarbigen Wandelementen (genau genommen: Tonkarton aus dem Bastelgeschäft) fotografieren.
Da ich im Wohnzimmer am meisten Platz ‑und den größten Fernseher- habe und ich gerade beim Aufbau meiner Sets gerne irgendein zumeist eher belangloses YouTube-Video laufen habe, habe ich mein Set dort aufgebaut. Vorsichtshalber auch mit Blitz, denn ich war mir nicht ganz sicher, ob ich eine eher etwas matte, fast pastellene Lichtstimmung, die sich aus dem vorhandenen Tageslicht ergeben hätte, oder doch lieber eine knallig-bunte Version, die dann eben mit einem einfachen Aufsteckblitz entstehen würde, haben wollte.
Nach einem Testschuss war mir dann relativ schnell klar, dass mir die geblitzte Variante überhaupt nicht gefällt — wenngleich ich mit ein wenig Abstand aber sagen muss, dass ich die Version gar nicht so übel finde.
Den Gesetzmäßigkeiten der Physik folgend steht so ein Aloe Vera-Blatt natürlich nicht von alleine so hübsch quer über dem Obst, wie das auf dem Foto zu sehen ist.
Damit das Blatt nicht andauern umfällt, habe ich es mit einem alten Kabel, ja, ich hatte keinen Bindfaden zur Hand, an einer an zwei Stativen aufgehängten Querstange befestigt und es später in Photoshop entfernt.
Als ein wenig kniffelig erwies es sich, das Blatt so zu positionieren, dass es genau aus dem oberen linken Bildrand in das Foto führt. Aber auch das hat nach einigem hin- und her gut geklappt.
Ich habe die Früchte dann noch einmal so positioniert, dass sie wie eine Treppe von klein zu groß aufgestellt sind — was aber nichts am grundsätzlichen Problem ändert, dass ich auch das finale Foto nicht so richtig überzeugend finde.
Zunächst konnte ich auch gar nicht benennen, was konkret mich an dem Foto stört. Ich mag die Farben und die Bearbeitung, formal ist der Bildaufbau durchaus korrekt.
Von der lieben Caro, mit der ich bereits den >einen oder >anderen Fotowalk unternommen habe, kam dann aber ein interessanter Tipp: möglicherweise sei es die Anzahl der Objekte, die hier nicht passen. Drei Objekte seien harmonischer als vier und wenn ich die Ananas aus dem Bild denke und Mélano und Limetten gedanklich etwas weiter auseinanderstelle und weiter nach links positioniere, könnte das tatsächlich eine größere Harmonie erzeugen.
Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt, da der Tipp kam, die gelbe Frucht bereits aufgeschnitten und probiert. Aber sicherlich hat der Supermarkt, in dem die Bäckereifiliale, in der ich meine zwei Brötchen und das Croissant gekauft habe, verortet ist, bald wieder einmal Aloe Vera-Blätter und Mélanos im Angebot. Jedenfalls hoffe ich das. In jedem Fall habe ich mir für ein weiteres kleines Food-Projekt gerade eine Kokosnuss gekauft.
Mal sehen, was sich daraus ergibt.