3. August 2023

Ich lasse mich nur ungern selbst fotografieren - deswegen stehe ich ja hinter der Kamera. Weil ich Caro aber blind vertraue, habe ich den Rollenwechsel gewagt.

Es gibt diver­se bekann­te Rede­wen­dun­gen rund um das Hand­werk. Das Hand­werk habe gol­de­nen Boden, Maurer:innen sei­en beson­ders pünkt­lich (wobei sich das auf den Fei­er­abend bezieht) oder dass Schuster:innen die schlech­tes­ten Schu­he hät­ten.

Und auch von Fotograf:innen heißt es, sie wür­den grund­sätz­lich vor allem des­halb hin­ter der Kame­ra ste­hen, weil sie dann nicht vor der Kame­ra ste­hen müss­ten. Eine Wahr­heit, die ohne Zwei­fel auch auf mich zutrifft.

Als die von mir sehr geschätz­te Caro, mit der ich bereits eini­ge >Foto­walks unter­nom­men habe, mit der Fra­ge auf mich zukam, ob ich bereit sei, mich von ihr foto­gra­fie­ren zu las­sen, habe ich zunächst auch ent­spre­chend zurück­hal­tend reagiert.

Ohne, dass ich im Detail dar­auf ein­ge­hen möch­te, ste­he ich nicht nur unger­ne vor der Kame­ra, ich has­se es förm­lich.

Von Ver­trau­en, Dem Model und der Foto­gra­fin

In den letz­ten Jah­ren gab es ledig­lich ein Foto von mir, mit dem ich ein­ver­stan­den war und das ich sogar ver­öf­fent­licht habe. In einem Aus­bruch guter Lau­ne habe ich mich von mei­ner welt­al­ler­bes­ten Freun­din und mei­nem unan­ge­foch­te­nen Lieb­lings­mo­del Chan­ti foto­gra­fie­ren las­sen und das Bild ist ihr aus­ge­spro­chen gut gelun­gen.

Ansons­ten bin ich kame­ra­scheu. Selbst, wenn ich durch die Innen­stadt gehe, wird der Weg vor­bei an all den Tourist:innen, die ihre Urlaubs­fo­tos machen, zum Spieß­ru­ten­lauf. Ich ver­su­che stän­dig, mich abzu­wen­den und sähe es nicht so schreck­lich ver­däch­tig aus, wür­de ich mit einer Sturm­hau­be durch die Fuß­gän­ger­zo­ne lau­fen.

Sich vor eine Kame­ra zu stel­len und foto­gra­fie­ren zu las­sen, hat für mich viel mit Ver­trau­en zu tun. Ver­trau­en dar­auf, dass der oder die Fotograf:in nicht nur hand­werk­lich, son­dern auch empa­thisch gute Arbeit leis­tet. Und Caro ver­traue ich blind.

Sie weiß um mei­ne Pro­ble­me, vor einer Kame­ra zu ste­hen. Sie weiß um die Grün­de dafür — und weil ich weiß, dass sie das weiß, habe ich zuge­sagt. Nun gut. Und weil ich weiß, dass sie ver­dammt gut foto­gra­fiert.

Kurz vor unse­rem Shoot habe ich mir mein ers­tes Dau­er­licht gekauft. Nichts spek­ta­ku­lä­res, aber für mein mal wie­der zum Foto­stu­dio umfunk­tio­nier­tes Wohn­zim­mer reicht das Ding mehr als aus.

Caros Wunsch war, mich hier­mit in einem har­ten Licht zu foto­gra­fie­ren — mit einem vor das Licht geschraub­ten Reflek­tor, der noch etwas klei­ner ist, als ein Beau­ty-Dish und auf sei­ner Innen­sei­te so herr­lich reflek­tiert, dass wahr­lich kei­ne Sor­ge bestehen muss­te, dass hier auch nur ein Hauch Weich­heit in das Licht käme.

Der Shoot. So fühlt sich das also an.

Vor allem in mei­ner jüngs­ten foto­gra­fi­schen Ver­gan­gen­heit habe ich mich stark der Por­trait­fo­to­gra­fie gewid­met. Dank mei­ner bes­ten Freun­din Chan­ti, die auch das tolls­te Model auf der Welt ist, konn­te ich in den letz­ten Wochen und Mona­ten eini­ge span­nen­de Pro­jek­te umset­zen: Unse­ren >Shoot mit der Lich­ter­ket­te, das Pro­jekt >Pret­ty in Pink, oder unse­ren >Nacht­shoot an der Weser.

Und obschon ich weiß, dass sie eine sen­sa­tio­nel­le Arbeit vor der Kame­ra leis­tet und in der Hin­sicht zumin­dest bei unse­rem ers­ten Shoot noch ein wenig zöger­lich war, habe ich um das Unbe­ha­gen, zu posie­ren zwar gewusst, es aber nur bedingt und wenn dann eher abs­trakt gefühlt.

Auf einem Sonn­tag­mor­gen war also der ver­meint­lich so unge­woll­te Rol­len­tausch ange­sagt und zu mei­ner Über­ra­schung hat sich das Gan­ze gar nicht so schlecht ange­fühlt, wie ich zunächst dach­te — was natür­lich auch immer und vor allem mit der Per­son hin­ter der Kame­ra zu tun hat.

Caro ist einer der liebs­ten und ein­fühl­sams­ten Men­schen die ich ken­ne und hat eine wun­der­ba­re Wohl­fühl­at­mo­sphä­re geschaf­fen, in der ich mir am Ende gar nicht so vie­le Gedan­ken um mein eige­nes Unbe­ha­gen machen muss­te und den Moment tat­säch­lich genie­ßen konn­te.

Pho­to­shop und die Bild­prä­sen­ta­ti­on

Kurz nach dem Shoot bekam ich dann die ersehn­te Nach­richt. Caro hat­te die Bil­der gesich­tet und bear­bei­tet.

Da sie sich über vie­le Jah­re mei­nen foto­gra­fi­schen End­geg­ner Pho­to­shop inten­siv erar­bei­tet hat, war ich natür­lich dop­pelt neu­gie­rig, die fer­ti­gen Fotos zu sehen.

Ich bewun­de­re ihre Fer­tig­kei­ten in der Bild­be­ar­bei­tungs­soft­ware und emp­fin­de ihre Kunst als ganz her­vor­ra­gend, wür­de mei­ne eige­nen Bil­der aber eher anders bear­bei­ten.

Sie hat mich an einem Sams­tag­abend besucht und mir den USB-Stick mit den fer­ti­gen Fotos mit­ge­bracht. Zunächst muss­te ich zwar ein wenig mit mei­nem Fern­se­her kämp­fen, das Ding hat unzäh­li­ge Anschlüs­se, natür­lich auch USB-Ports, aber ich hat­te die vor­her noch nie benutzt, konn­te dann aber einen Media Play­er auf dem Gerät zum Lau­fen brin­gen und die Fotos betrach­ten.

Und dann kam ich aus dem Stau­nen gar nicht mehr her­aus. Ich lie­be lite­ral­ly jedes ein­zel­ne Foto, der Stil der Bear­bei­tung ist famos und es war total span­nend, mich selbst aus ihrer Per­spek­ti­ve betrach­ten zu dür­fen.

Am Ende bin ich trotz aller Zwei­fel und Sor­gen einen klei­nen Kopf grö­ßer aus dem Shoot gegan­gen. Und habe mir, nach­dem sie in der Nacht gegan­gen war, noch ein­mal alle Fotos ange­se­hen. Und am nächs­ten Mor­gen wie­der.

Ich füh­le mich zwar wei­ter­hin hin­ter der Kame­ra deut­lich woh­ler — aber mei­ne Abnei­gung, auch mal davor zu ste­hen, ist erheb­lich gesun­ken.

Für den schö­nen Tag, die wun­der­vol­len Bil­der und die her­aus­ra­gen­de Erfah­rung gebührt Caro also mein größ­ter Dank. Das Gesamt­pa­ket aus Shoot, dem auf­ge­reg­ten War­ten auf die Fotos und dem Betrach­ten der­sel­ben gehört zu die­sen Erfah­run­gen, die ich so bald, wenn über­haupt, nicht ver­ges­sen wer­de.

Wenn du übri­gens wis­sen möch­test, wie Caro unse­ren gemein­sa­men Shoot wahr­ge­nom­men hat, kannst du das in einem >Gast­bei­trag nach­le­sen.