Es gibt diverse bekannte Redewendungen rund um das Handwerk. Das Handwerk habe goldenen Boden, Maurer:innen seien besonders pünktlich (wobei sich das auf den Feierabend bezieht) oder dass Schuster:innen die schlechtesten Schuhe hätten.
Und auch von Fotograf:innen heißt es, sie würden grundsätzlich vor allem deshalb hinter der Kamera stehen, weil sie dann nicht vor der Kamera stehen müssten. Eine Wahrheit, die ohne Zweifel auch auf mich zutrifft.
Als die von mir sehr geschätzte Caro, mit der ich bereits einige >Fotowalks unternommen habe, mit der Frage auf mich zukam, ob ich bereit sei, mich von ihr fotografieren zu lassen, habe ich zunächst auch entsprechend zurückhaltend reagiert.
Ohne, dass ich im Detail darauf eingehen möchte, stehe ich nicht nur ungerne vor der Kamera, ich hasse es förmlich.
Von Vertrauen, Dem Model und der Fotografin
In den letzten Jahren gab es lediglich ein Foto von mir, mit dem ich einverstanden war und das ich sogar veröffentlicht habe. In einem Ausbruch guter Laune habe ich mich von meiner weltallerbesten Freundin und meinem unangefochtenen Lieblingsmodel Chanti fotografieren lassen und das Bild ist ihr ausgesprochen gut gelungen.
Ansonsten bin ich kamerascheu. Selbst, wenn ich durch die Innenstadt gehe, wird der Weg vorbei an all den Tourist:innen, die ihre Urlaubsfotos machen, zum Spießrutenlauf. Ich versuche ständig, mich abzuwenden und sähe es nicht so schrecklich verdächtig aus, würde ich mit einer Sturmhaube durch die Fußgängerzone laufen.
Sich vor eine Kamera zu stellen und fotografieren zu lassen, hat für mich viel mit Vertrauen zu tun. Vertrauen darauf, dass der oder die Fotograf:in nicht nur handwerklich, sondern auch empathisch gute Arbeit leistet. Und Caro vertraue ich blind.
Sie weiß um meine Probleme, vor einer Kamera zu stehen. Sie weiß um die Gründe dafür — und weil ich weiß, dass sie das weiß, habe ich zugesagt. Nun gut. Und weil ich weiß, dass sie verdammt gut fotografiert.
Kurz vor unserem Shoot habe ich mir mein erstes Dauerlicht gekauft. Nichts spektakuläres, aber für mein mal wieder zum Fotostudio umfunktioniertes Wohnzimmer reicht das Ding mehr als aus.
Caros Wunsch war, mich hiermit in einem harten Licht zu fotografieren — mit einem vor das Licht geschraubten Reflektor, der noch etwas kleiner ist, als ein Beauty-Dish und auf seiner Innenseite so herrlich reflektiert, dass wahrlich keine Sorge bestehen musste, dass hier auch nur ein Hauch Weichheit in das Licht käme.
Der Shoot. So fühlt sich das also an.
Vor allem in meiner jüngsten fotografischen Vergangenheit habe ich mich stark der Portraitfotografie gewidmet. Dank meiner besten Freundin Chanti, die auch das tollste Model auf der Welt ist, konnte ich in den letzten Wochen und Monaten einige spannende Projekte umsetzen: Unseren >Shoot mit der Lichterkette, das Projekt >Pretty in Pink, oder unseren >Nachtshoot an der Weser.
Und obschon ich weiß, dass sie eine sensationelle Arbeit vor der Kamera leistet und in der Hinsicht zumindest bei unserem ersten Shoot noch ein wenig zögerlich war, habe ich um das Unbehagen, zu posieren zwar gewusst, es aber nur bedingt und wenn dann eher abstrakt gefühlt.
Auf einem Sonntagmorgen war also der vermeintlich so ungewollte Rollentausch angesagt und zu meiner Überraschung hat sich das Ganze gar nicht so schlecht angefühlt, wie ich zunächst dachte — was natürlich auch immer und vor allem mit der Person hinter der Kamera zu tun hat.
Caro ist einer der liebsten und einfühlsamsten Menschen die ich kenne und hat eine wunderbare Wohlfühlatmosphäre geschaffen, in der ich mir am Ende gar nicht so viele Gedanken um mein eigenes Unbehagen machen musste und den Moment tatsächlich genießen konnte.
Photoshop und die Bildpräsentation
Kurz nach dem Shoot bekam ich dann die ersehnte Nachricht. Caro hatte die Bilder gesichtet und bearbeitet.
Da sie sich über viele Jahre meinen fotografischen Endgegner Photoshop intensiv erarbeitet hat, war ich natürlich doppelt neugierig, die fertigen Fotos zu sehen.
Ich bewundere ihre Fertigkeiten in der Bildbearbeitungssoftware und empfinde ihre Kunst als ganz hervorragend, würde meine eigenen Bilder aber eher anders bearbeiten.
Sie hat mich an einem Samstagabend besucht und mir den USB-Stick mit den fertigen Fotos mitgebracht. Zunächst musste ich zwar ein wenig mit meinem Fernseher kämpfen, das Ding hat unzählige Anschlüsse, natürlich auch USB-Ports, aber ich hatte die vorher noch nie benutzt, konnte dann aber einen Media Player auf dem Gerät zum Laufen bringen und die Fotos betrachten.
Und dann kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ich liebe literally jedes einzelne Foto, der Stil der Bearbeitung ist famos und es war total spannend, mich selbst aus ihrer Perspektive betrachten zu dürfen.
Am Ende bin ich trotz aller Zweifel und Sorgen einen kleinen Kopf größer aus dem Shoot gegangen. Und habe mir, nachdem sie in der Nacht gegangen war, noch einmal alle Fotos angesehen. Und am nächsten Morgen wieder.
Ich fühle mich zwar weiterhin hinter der Kamera deutlich wohler — aber meine Abneigung, auch mal davor zu stehen, ist erheblich gesunken.
Für den schönen Tag, die wundervollen Bilder und die herausragende Erfahrung gebührt Caro also mein größter Dank. Das Gesamtpaket aus Shoot, dem aufgeregten Warten auf die Fotos und dem Betrachten derselben gehört zu diesen Erfahrungen, die ich so bald, wenn überhaupt, nicht vergessen werde.
Wenn du übrigens wissen möchtest, wie Caro unseren gemeinsamen Shoot wahrgenommen hat, kannst du das in einem >Gastbeitrag nachlesen.