Möglicherweise hast du in meinem einführenden >Beitrag über meinen fotografischen Werdegang gelesen, dass ich vor ein paar Wochen meinen Job bei einem großen Einzelhandelsunternehmen für Unterhaltunselektronik gekündigt und mich einer neuen beruflichen Herausforderung gestellt habe.
Gerne wollte ich diesen Neuanfang, aber eben auch Abschied mit meinen liebsten Ex-Kolleg:innen Caro, Chanti und Marcel bei einem kleinen Abendessen bei mir zuhause feiern.
Für das weitere Verständnis dieses Stücks ist es erforderlich zu wissen, dass Chanti, Marcel, Caro und ich ein paar Wochen zuvor über die Dinge gesprochen haben, die uns während unserer Kindheit gefehlt hätten.
Ich bin in der glücklichen Position sagen zu können, dass meine Kindheit tatsächlich weitgehend frei von Mängeln verlief: emotional wie materiell hatte ich da durchaus großes Glück. Dennoch gab es eindeutig zwei Dinge, die ich gerne gehabt hätte. Zum einen eine He-Man-Figur, die ich aber von einer lieben Freundin zu meinem 30. Geburtstag geschenkt bekommen habe und zum anderen: Schleim.
Ich habe mich natürlich sehr gefreut, als ich gleich zur Begrüßung ein sehr, sehr großes Paket von den Dreien in die Hand gedrückt bekam und war schrecklich neugierig zu erfahren, was da wohl drin sein würde.
Nachdem ich mich durch drölfzig Kartons und siebenundachtzig Lagen Geschenkpapier und Folie gearbeitet hatte, besonderen Dank an dieser Stelle noch einmal an Chanti und Caro für die sorgsame Verpackung, kam mir eine rosafarbene Plastikkiste entgegen, in der sich die späte Traumerfüllung meiner Kindheit nachgerade überperformant darbot: nicht nur Schleim, was ja schon sensationell gewesen wäre, oh nein, es war flaumiges Schleimeis zum Selbermachen.
Abgesehen davon, dass mich die Aufmerksamkeit, die vor allem Chanti in Bezug auf meine Äußerung Wochen davor hat walten lassen, noch immer sehr berührt, hat auch das verwendete Geschenkpapier zur Schaffung dreier neuer Planstellen in der lokalen Müllverbrennungsanlage geführt.
Ein paar Wochen später war Chanti bei mir, um mich als Model bei einem kleinen Fotoshoot zu unterstützen. Und so konnten wir nicht nur die geplanten Fotos machen, sondern auch flaumiges Schleim-Eis in zweierlei Rottönen mit Erdbeeraroma herstellen.
Chanti ist nicht nur ein begnadetes Model, sondern hat auch eine profunde Kenntnis über Handwerk und Kunst des Backens und erwies sich schnell als geborene Expertin in Sachen Schleimeis-Herstellung.
Analog zum gallischen Zaubertrank oder diesem Zeugs, das die da in Hogwarts anrühren, bedarf auch Schleimeis einer sorgsamen und präzisen Zusammenführung unterschiedlicher Ingredienzien.
So müssen Schleimkleber, Schleimaktivator, Schaumseife zusammengemischt und mit Schleimfarbe und Schleimduft ergänzt werden, um das erwähnte zweifarbige flaumige Erdbeerschleimeis herzustellen.
Anschließend werden die Inhaltsstoffe zusammengerührt und zu einer zähen Masse geknetet.
Noch ist aber gar kein Schleim da, sondern eine gallertartige Masse. Damit da wirklich flexibler und dehnbarer Schleim draus wird, muss die Masse ausgiebig geknetet werden. Profis neigen hier übrigens auch zum durch-Luft-wirbeln, wie die Schleim-Expertin eindrucksvoll bewiesen hat.
Nach der Schleimeisherstellung, die wir Chanti in doppelter Ausführung absolvieren musste, wir brauchten ja zwei unterschiedliche Tönungen, ging es folglich an die Präsentation.
Erfreulicherweise hat der Hersteller auch gleich Schleimeiswaffeln, Plastikstreusel und schleimige Deko-Kirschen mitgeliefert, damit dem authentischen Schleimeiseindruck nichts mehr im Wege steht.
Es hat sich also gezeigt, dass flaumiges Schleimeis nicht nur ein großes Fest für Kinder, sondern auch für Erwachsene ist. Jedenfalls, wenn man sich das wichtigste erhalten hat, das man sich als Erwachsener erhalten kann: die Freude daran, auch mal wieder Kind sein und rumalbern zu dürfen.