“Ich glaube, ich habe Bock, mich aufzubrezeln. Kannst du deine Akkus aufladen?” Relativ aus dem Nichts erhielt ich von meiner besten Freundin und meinem liebsten Model, Chanti, knapp zweieinhalb Stunden vor ihrem Geburtstag eine zunächst etwas irritierend anmutende Nachricht.
Auf meine Frage, was für Akkus sie meine, schrieb sie in schreienden Versalien “KAMERA” und teilte mir mit, dass sie sich gleich auf den Weg zu mir machen würde.
Natürlich waren meine Kamera-Akkus nicht geladen, wenngleich ich das Gegenteil behauptet habe — und so habe ich die Batterien panikhaft in die Ladeschalen geworfen, eine Lampe sowie einen Hintergrund aufgebaut und ehe ich mich versah, klingelte sie auch schon bei mir an der Tür.
Da wir keine konkrete Bild-Idee hatten, außer eben dem groben Überbau “Chanti hat sich aufgebrezelt” haben wir dann auch einfach recht entspannt drauflos fotografiert, Weinschorle und Bier getrunken, und die Zeit genossen.
So war auch der ganze Aufbau in meinem zum Studio umimprovisierten Wohnzimmer denkbar simpel gehalten. Ein Hintergrund aus dunklem Stoff, etwas Dauerlicht und den Rest würde Chanti dann rausreißen müssen. Und wie eigentlich immer hat sie das.
Letztlich kann ich als Fotograf nur den Rahmen setzen. Das ist sicherlich auch nicht immer ohne und natürlich hilft es, dass ich bereits ein wenig Erfahrung in Sachen Lichtsetzung, Set- und Bildgestaltung habe. Abschließend bin ich aber immer auf mein Model angewiesen und da ist Chanti so verlässlich, dass ich mir keine Sorgen mache, dass irgendetwas schieflaufen könnte.
Das Dauerlicht kam in einer 120cm-Softbox zum Einsatz. Zum Zeitpunkt des Shoots hatte ich, von einer kleinen, halb so großen Softbox abgesehen, aber ohnehin keine anderen Lichtformer.
Das Licht gefällt mir sehr und das 60-Watt-Dauerlicht reicht nicht nur aus, die Softbox ausreichend mit Licht zu füllen, für einen Shoot im Wohnzimmer ist es bestens geeignet. Auf voller Leistung habe ich das Licht nicht betrieben, selbst bei einem Shoot in der Lobby eines großen Hotels, das ich kürzlich unternommen habe, war der Regler nie bis zum Anschlag gedreht.
Natürlich währte die Session über Mitternach hinaus — und damit in Chantis Geburtstag, die seitdem der dreißig einen bedeutsamen Schritt näher gekommen ist.
Es versteht sich von selbst, dass wir dann erst einmal angestoßen haben, wobei wir ja, siehe oben, ohnehin schon das eine oder andere Bier und die eine oder andere Weinschorle getrunken hatten, aber auch eine kurze Pause ist während eines solchen Shoots durchaus immer verdient und angebracht. Gerade, wenn mein Model Geburtstag hat.
Irgendwann in den frühen Morgenstunden endete dann die spontane und am Ende doch recht unkonventionelle Feier in ihren Geburtstag.