Come With Pink Smo­ke If You Want To Live

Wenn ein Fotoshoot die Polizei, die Feuerwehr, Schusswaffen und rosafarbenen Rauch erforderlich macht, weißt du: das wird besonders.

Come With Pink Smo­ke If You Want To Live

22. August 2023

Wenn ein Fotoshoot die Polizei, die Feuerwehr, Schusswaffen und rosafarbenen Rauch erforderlich macht, weißt du: das wird besonders.

Wenn du schon den einen oder ande­ren Bei­trag auf die­sem Blog gele­sen hast, wirst du sicher­lich zur Kennt­nis genom­men haben, dass es bereits eini­ge Bei­trä­ge gibt, in denen sich Chan­ti bereit erklärt hat, als Model vor mei­ner Kame­ra zu ste­hen.

Wir ken­nen uns aus mei­nem vor­he­ri­gen Job, wo wir in der glei­chen Abtei­lung zusam­men­ge­ar­bei­tet haben und ich kann mit eini­ger Über­zeu­gung sagen, dass sie mir auf Anhieb wahn­sin­nig unsym­pa­thisch war.

Als ich ihr die ers­ten Male auf der Arbeit begeg­net bin, fand ich sie auf den ers­ten Blick sehr gir­lie­haft, zudem wirk­te sie auf mich schreck­lich ober­fläch­lich, ande­rer­seits habe ich sie als aus­ge­spro­chen auf Kra­wall gebürs­tet wahr­ge­nom­men. Eigent­lich auch irgend­wie eine kurio­se Mischung.

Je bes­ser ich sie jedoch ken­nen­lern­te, des­to mehr wur­de mir bewusst, was für ein unfass­bar wun­der­vol­ler Mensch sie ist. Alles ande­re als ober­fläch­lich oder gir­lie­haft, nun gut, manch­mal viel­leicht etwas auf Kra­wall gebürs­tet, aber eben auch unfass­bar ver­ständ­nis­voll, empha­tisch und zuge­wandt.

Inzwi­schen ist sie mei­ne bes­te Freun­din auf die­ser Welt gewor­den. Einer die­ser weni­gen Men­schen, die man mit­ten in der Nacht anru­fen kann und weiß, egal was ist, sie sind für einen da. Einer die­ser Men­schen, mit denen du manch­mal zeit­gleich die glei­chen Din­ge sagst, mit denen du grund­los los­lachst und dich nicht wie­der ein­be­kommst. Einer die­ser Men­schen, mit denen manch­mal ein Augen­kon­takt reicht, um zu wis­sen, was sie gera­de genau denkt. Einer die­ser Men­schen, deren Whats­App-Nach­rich­ten du nicht nur liest, son­dern beim Lesen hörst.

Die Ent­ste­hung der Bild­idee

Bereits in einer recht frü­hen Pha­se unse­res Ken­nen­ler­nens erfuhr ich, dass Chan­ti durch­aus bereit ist, als Model vor der Kame­ra zu ste­hen und so kam mir die Idee, die­sen schein­ba­ren Wider­spruch zwi­schen dem gir­lie­haf­ten Blond­chen, als das ich sie zu Unrecht und viel zu schnell in eine Schub­la­de gesteckt hat­te und der über­kras­sen Kra­wal­lo-Bitch auf einem Foto zusam­men­zu­brin­gen.

Zu die­sem Zeit­punkt war mei­ne Bild­idee noch dif­fus: ich hat­te eine vage Ahnung, dass ich sie ger­ne mit einem Base­ball­schlä­ger zei­gen wür­de — und ja, das war es eigent­lich auch schon. In mei­ner Gedan­ken­welt war der Kon­trast zwi­schen Gir­lie und Base­ball­schlä­ger bereits eine Auf­nah­me wert, doch soll­te sich die initia­le Bild­vor­stel­lung in den dar­auf­fol­gen­den Wochen und Mona­ten deut­lich kon­kre­ti­sie­ren.

Als gedank­li­ches Vor­bild hat­te ich eine der här­tes­ten Frau­en im Kopf, die mir in der Pop­kul­tur über den Weg gelau­fen waren und so soll­te der Shoot auch eine Anleh­nung an Sarah Con­nor sein.

Mit Sarah Con­nor mei­ne ich übri­gens nicht die Sän­ge­rin aus Del­men­horst die ger­ne im Lich­te brüht, son­dern Sarah fuck­ing Con­nor, die 1984 den “Ter­mi­na­tor” dem Recy­cling zuge­führt und die Mensch­heit vor ihrem Ende bewahrt hat.

Im zwei­ten Teil der Ter­mi­na­tor-Rei­he fin­det sich Sarah Con­nor in einer psych­ia­tri­schen Kli­nik wie­der. Sie wird schi­ka­niert und gede­mü­tigt und dann schlägt sie zurück, bricht aus und macht der ulti­ma­ti­ven Kil­ler­ma­schi­ne, dem Ter­mi­na­tor, erneut den Gar­aus. Die­ses Mal zwar ohne Recy­cling, aber dafür noch ein wenig effekt­vol­ler als im ers­ten Teil. Das ist dann jetzt auch wirk­lich die kur­ze Ver­si­on.

In jener Sequenz in der Kli­nik trägt sie ein wei­ßes Top und eine hell­graue Jog­ging­ho­se und haut einen Sicher­heits­mann mit einem Besen­stiel um. Mei­ne Bild­idee war, Chan­ti ist einem ähn­li­chen Out­fit zu zei­gen, statt eines Besen­stiels soll­te sie eben den Base­ball­schlä­ger tra­gen und das Gan­ze soll­te in einem irgend­wie char­mant-ran­zi­gen Set­ting statt­fin­den.

Ich soll­te zudem bald ler­nen, dass Chan­ti eine ganz beson­de­re Vor­lie­be hat, die dann eben­falls Teil mei­ner Pla­nung für die­sen Shoot wer­den soll­te: sie liebt die Far­be rosa.

Also nicht nur im Sin­ne von sie mag rosa. Nein, ihr Leben ist qua­si rosa. Ihre Woh­nung ist lite­ral­ly rosa. Sie hat eini­ge Out­fits in rosa. Ihr letz­tes Mac­Book war rosa. Sie hat sich sogar eine eige­ne Tas­ta­tur bestellt, die sie an ihrem Arbeits­com­pu­ter nut­zen kann und die ist natür­lich auch rosa. Die dazu­ge­hö­ri­ge Maus eben­falls. Womit wir dann auch doch irgend­wie wie­der beim gir­lie­haf­ten wären.

Im Lau­fe der Zeit wur­de aus dem Base­ball­schlä­ger daher ein rosaner Base­ball­schlä­ger und weil es in den Ter­mi­na­tor-Fil­men immer irgend­wo zischt, knallt und qualmt, woll­te ich im Hin­ter­grund irgend­et­was qual­mi­ges haben. Am liebs­ten eben­falls in rosa.

Und dann kam mir die Idee mit der Waf­fe. Man sieht Sarah Con­nor eigent­lich nie ohne irgend­ei­ne Schuss­waf­fe in der Hand und so soll­te noch eine Pis­to­le mit auf das Bild, natür­lich kei­ne ech­te, aber am Ende wur­de es eine durch­aus echt aus­se­hen­de Soft-Air-Vari­an­te einer Beret­ta 9mm, die mucho macho aus­sieht und den Fotos das ganz gewis­se Etwas geben wür­de.

So ent­stand im Lau­fe der Zeit dann doch eine recht kon­kre­te Bild­idee: Chan­ti in Sarah Con­nor-Kluft, mit Base­ball­schlä­ger und Knar­re in eben einem irgend­wie ran­zi­gen Hin­ter­hof.

Wie es der Zufall so woll­te, fand ich auf mei­nem ers­ten Foto­walk mit der von mir wahn­sin­nig geschätz­ten Caro eher durch Zufall genau jenen Hin­ter­hof, den ich mir vor­ge­stellt hat­te. Am Rand­ge­biet der Bre­mer Über­see­stadt, einer ehe­ma­li­gen Hafen­an­la­ge, die zuneh­mend in ein fan­cy Wohn­ge­biet umge­baut wird, das die Ham­bur­ger Spei­cher­stadt vor Neid erblas­sen lässt. Wenn man ein­mal die Elb­phil­har­mo­nie abzieht. So einen alber­nen Kram haben wir hier in Bre­men nicht, dafür spielt Wer­der immer­hin in der ers­ten Bun­des­li­ga.

Die Sache mit der Poli­zei. Und der Feu­er­wehr.

Wäh­rend unser Shoot näher­rück­te, über­kam mich irgend­wann ein Gedan­ke, der so erwach­sen war, dass ich selbst nicht weiß, woher er rühr­te: was pas­siert eigent­lich, wenn irgend­ein Idi­ot Chan­ti mit der Pis­to­le sieht, einen völ­lig fal­schen Ein­druck erhält und sich bei der Poli­zei mel­det. Gleich­sam: was pas­siert, wenn irgend­ein Idi­ot rosa­far­be­nen Qualm ent­deckt, einen völ­lig fal­schen Ein­druck erhält und die Feu­er­wehr benach­rich­tigt.

Ich bin durch­aus bereit, ein paar Euro für mei­ne Shoots in die Hand zu neh­men, um mei­ne Bild­ideen umzu­set­zen. Die Kos­ten für einen Poli­zei- oder Feu­er­wehr­ein­satz sind aber immens und die Vor­stel­lung, ich müss­te Chan­tis Eltern erklä­ren, dass ein SEK sie gera­de erschos­sen habe, weil ich Fotos machen woll­te, fand ich dann auch nicht so irre erfri­schend.

Ich habe also bei der Poli­zei ange­ru­fen und mal gefragt, ob ich irgend­et­was beach­ten müs­se, wenn wir mit einer sol­chen Soft-Air-Knar­re durch die Gegend spa­zie­ren.

Mei­ne Erwar­tung war eigent­lich, dass die mir sagen wür­den, nee, quatsch, machen Sie ruhig aber nett, dass Sie gefragt haben. Damit lag ich aller­dings nicht ganz rich­tig.

Der über­aus freund­li­che und hilfs­be­rei­te Beam­te am Tele­fon hör­te sich mein Anlie­gen an, bestä­tig­te mei­ne Erklä­run­gen mit einem brum­men­den “hmmm” und sag­te, als ich mei­ne Idee abschlie­ßend dar­ge­legt hat­te, “hmmm”.

Er klick­te sich dann durch sei­nen Com­pu­ter, mur­mel­te “hmmm” und “Schuss­waf­fe” und ergänz­te dann, dass das ja gar kei­ne Schuss­waf­fe im eigent­li­chen Sin­ne sei, aber irgend­wie ja doch, “hmmmm” hier und “kom­pli­ziert” da. Ein wenig sah ich mei­ne Fel­le davon­schwim­men.

Er fand dann etwas über soge­nann­te Anschein­waf­fen her­aus und erklär­te mir, die Bedin­gun­gen, unter denen wir das Beret­ta-Imi­tat wür­den nut­zen dür­fen. Sie dür­fe nicht gela­den sein und müs­se so zum geplan­ten Ort gebracht wer­den, dass unter­wegs nie­mand sieht, dass wir anschei­nend eine Waf­fe dabei hät­ten. Außer­dem soll­te ich noch am Tag des Shoots die Not­ruf­stel­le der Poli­zei per Tele­fon und E‑Mail über mein Vor­ha­ben infor­mie­ren. Das wür­de zwar auch nicht garan­tie­ren, dass kein SEK vor­bei­kä­me, aber immer­hin sei die Poli­zei so im Bil­de und das kön­ne halt nicht scha­den.

Er lob­te mich noch dafür, dass ich über­haupt dar­an gedacht hät­te, die Poli­zei ins Boot zu holen, weil es ja auch ernst­lich blöd sei, wenn mir beim Foto­gra­fie­ren plötz­lich ein roter Punkt auf der Stirn erschie­ne. Ich erklär­te ihm dann, dass aller­dings nicht ich, son­dern mein Model die Waf­fe hiel­te, was er mit einem erhei­ter­ten “ach, dann isses ja gar nicht so wild” kom­men­tier­te.

Die Aus­sicht, dass ein Trupp schwer­be­waff­ne­ter Polizist:innen mit Sturm­hau­ben und Geweh­ren jetzt zwar nicht garan­tiert, aber mit ver­min­der­ter Wahr­schein­lich­keit unse­ren Shoot stö­ren wür­de, reich­te mir und so schrieb ich direkt im Anschluss des Tele­fo­nats mit der Poli­zei noch ein E‑Mail an die Feu­er­wehr, die übri­gens bis heu­te nicht geant­wor­tet hat und fühl­te mich bes­tens gewapp­net.

Nun kam es aber so, dass rund eine hal­be Stun­de nach mei­nem Gespräch mit der Poli­zei mein iPho­ne klin­gel­te und sich eben­je­ner Beam­te, der so für­sorg­lich um mein Anlie­gen bemüht war, erneut mel­de­te.

Das sei alles nicht so ein­fach, wie man sich das vor­stel­le, sag­te er mir. Er habe noch ein­mal recher­chiert und mit sei­nen Vor­ge­setz­ten gespro­chen und tat­säch­lich sei es ganz und gar über­haupt nicht erlaubt, mit so einer Anschein­waf­fe in die Öffent­lich­keit zu gehen. Das fand ich dann gar nicht so gut, denn die Idee von der pis­to­len­tra­gen­den Chan­ti hat­te sich in mei­nen Kopf ein­ge­brannt und ich woll­te kei­nes­falls auf die Plas­tik-Beret­ta ver­zich­ten.

Es gäbe, erklär­te er mir zu mei­ner Erleich­te­rung abschlie­ßend, aber zwei Aus­nah­men: Film­auf­nah­men und Foto­shoots. Ich sol­le im Zwei­fel dar­auf hin­wei­sen, wenn ein SEK gera­de mein Model erschießt und damit konn­te ich dann doch schon leben.

Der Tag des Shoots

An einem frü­hen Sonn­tag­nach­mit­tag haben Chan­ti und ich uns dann bei mir getrof­fen und zur Ein­stim­mung erst ein­mal ein Bier und eine Wein­schor­le getrun­ken.

Chan­ti muss­te sich noch fer­tig machen und hat­te die Idee, sich wäh­rend des Schmin­kens auch noch rosa Glit­zer auf die Wan­gen zu kle­ben, was ich her­vor­ra­gend fand und letzt­lich auch so eine Sache ist, für die ich sie so unfass­bar schät­ze: wenn­gleich es eine rela­tiv kon­kre­te Bild­idee gibt, hat­te sie bis­her immer klei­ne oder grö­ße­re Ein­fäl­le, die unse­re Shoots bis­lang jedes Mal unglaub­lich berei­chert haben.

Das ist auch einer der Grün­de, wes­halb ich immer von “unse­ren” Shoots und nie nur von “mei­nen” Shoots spre­che. Abge­se­hen davon, dass ich bis­her kei­ne mei­ner Bild­ideen der letz­ten Mona­te ohne sie hät­te umset­zen kön­nen, ist sie auch mit sehr gro­ßem Eifer und unend­lich viel Krea­ti­vi­tät bei der Sache.

Ein wenig irri­tiert war ich dann aller­dings, wie unfass­bar sou­ve­rän Chan­ti mit der Pis­to­le umzu­ge­hen wuss­te.

Ich hat­te mir das Teil, das mir ein paar Tage zuvor von einem gro­ßen Inter­net­ver­sand­händ­ler gelie­fert wor­den war, zwar kurz ange­se­hen, aber kei­ne Ahnung, wie man bei­spiels­wei­se das Maga­zin lädt.

Das war mir aller­dings auch recht egal, denn wir soll­ten ja aus­drück­lich eine unge­la­de­ne Waf­fe mit zum Shoot neh­men.

Was bei einem wasch­ech­ten Red­neck durch­aus übli­che Folk­lo­re sein mag, kann in ande­ren Kul­tu­ren jeden­falls zu Irri­ta­tio­nen füh­ren.

Zwar war es einer­seits schön zu sehen, mit welch gro­ßer Freu­de Chan­ti begann, das Maga­zin in mei­nem Wohn­zim­mer leer­zu­schie­ßen, ande­rer­seits auch ein wenig furcht­ein­flö­ßend, flo­gen mir doch immer wie­der klei­ne Plas­tik­kü­gel­chen um die Ohren.

Erfreu­li­cher­wei­se wur­de der Pis­to­le­ra-Exzess dadurch unter­bro­chen, dass wir uns all­mäh­lich zur Loca­ti­on bege­ben muss­ten, die zu unser bei­der Freu­de nur zwei Hal­te­stel­len von mei­ner Woh­nung ent­fernt liegt und da wir eini­ges an foto­gra­fi­schem und alko­ho­li­schem Zube­hör mit­neh­men muss­ten, waren wir auch nicht böse, dass es auch von der Ziel­hal­te­stel­le nur ein paar Schrit­te bis zu unse­rer Foto­lo­ca­ti­on waren.

Als wir an der Loca­ti­on ange­kom­men waren, konn­te ich zunächst mein Equip­ment sor­tie­ren und die Kame­ra vor­be­rei­ten.

Chan­ti erkann­te im Übri­gen direkt die Mög­lich­keit, die sich aus der für sie frei­en Zeit ergab und nutz­te die Gele­gen­heit, die Pis­to­le erneut zu laden, was dazu führ­te, dass ich ihr in einem Akt auch für mich unge­wohn­ter Auto­ri­tät das Maga­zin weg­neh­men woll­te, wobei sie die Her­aus­ga­be vehe­ment ver­wei­ger­te. Und da sie ja nun im Besitz der Waf­fe war, war ich auch durch­aus hilf­los und muss­te mich resi­gniert zurück­zie­hen.

Und weil eine nur gela­de­ne Waf­fe natür­lich kei­nen Spaß macht, ver­such­te sie sich auch gleich in Schieß­übun­gen, was sich inso­fern als eine Idee von ledig­lich beding­ter Klug­heit her­aus­stell­te, als der Hin­ter­hof recht ver­win­kelt war und sich die Kugeln dank der Grund­re­gel von Ein­tritts­win­kel und Aus­tritts­win­kel auf wun­der­sa­me wie­der den Weg Rich­tung Schüt­zin bahn­ten.

Nach­dem das Maga­zin dann erneut leer­ge­schos­sen war, konn­ten wir lang­sam mit unse­rem Shoot los­le­gen.

An die­sem Tag hat­ten wir zwar grund­sätz­lich gro­ßes Glück was das Wet­ter anging: wir hat­ten mil­de Tem­pe­ra­tu­ren, kei­nen har­ten Son­nen­schein, es war tro­cken — es war gleich­zei­tig auch win­dig wie auf hoher See.

Da wir ja unbe­dingt mit Rauch­bom­ben arbei­ten woll­ten, fand ich das zwar ganz schön, denn so hat­ten wir gute Chan­cen, dass sich der Qualm hübsch ver­streut, aber auch etwas besorgt, dass der Qualm sich sofort wie­der ver­zie­hen könn­te.

Um uns etwas warm zu schie­ßen, also nicht mit der Knar­re, son­dern mit der Kame­ra, hat sich Chan­ti den Base­ball­schlä­ger geschnappt und wir konn­ten direkt ein paar wun­der­vol­le Por­traits umset­zen.

An der einen oder ande­ren Stel­le in die­sem Blog habe ich bereits erwähnt, dass mir nichts wich­ti­ger ist, als dass wir wäh­rend unse­rer Shoots eine net­te Zeit haben.

Und ein wenig haben unse­re Ses­si­ons daher etwas von den Ori­en­tie­rungs­wo­chen, die Erstsemester:innen an Uni­ver­si­tä­ten haben. Da gibt es meist recht unter­halt­sa­me Akti­vi­tä­ten, die sehr oft in Ver­bin­dung mit klei­nen oder grö­ße­ren Par­ties ste­hen. Und so ein wenig Par­ty­at­mo­sphä­re hat­ten wir auch bei die­sem Shoot.

Für unser rosa Rauch­bom­ben-Expe­ri­ment hat­te Chan­ti einen gro­ßen Blue­tooth-Laut­spre­cher mit­ge­bracht, wir haben also Musik gehört, wei­ter­hin ein wenig Wein­schor­le und Despe­ra­dos getrun­ken und wie so oft wahn­sin­nig viel lachen kön­nen.

Bevor wir dann end­lich unse­re ers­te Rauch­bom­be zün­den konn­ten, woll­te Chan­ti mir noch ein­mal zei­gen, wie gut sie einen Round­house Kick beherrscht und ich habe ehr­lich kei­ne Ahnung, wie wir dar­auf gekom­men sind.

Nach ihrem gera­de­zu selbst­ver­ständ­li­chen Umgang mit der Pis­to­le hat mich die Num­mer mit dem Chuck-Nor­ris-Kick auch nicht mehr wahn­sin­nig über­rascht und ich habe lang­sam die Ver­mu­tung, dass sie einst das Uni­ver­sum mit ihrem Round­house-Kick gespal­ten hat.

All­mäh­lich konn­ten wir aber end­lich die ers­te Rauch­bom­be zün­den. Es erüb­rigt sich zu erwäh­nen, dass sich Chan­ti im Gegen­satz zu mir nicht die Gebrauchs­an­wei­sung durch­le­sen muss­te, son­dern direkt wuss­te, wie die Qualm­erzeu­ger funk­tio­nie­ren. Natür­lich. Alles ande­re wäre auch eigent­lich fast irri­tie­rend gewe­sen.

Gera­de ob des star­ken Win­des war ich wei­ter­hin gespannt, wie sich der Qualm ver­hal­ten wür­de und war dann doch sehr erleich­tert, dass sich der Hin­ter­hof, in dem wir foto­gra­fiert haben, halb­wegs wind­ge­schützt war, so dass uns wei­te­re wun­der­vol­le Fotos gelun­gen sind.

Wie immer, wenn man sich mit inten­siv mit einem The­ma aus­ein­an­der­setzt, ver­engt sich der Blick auf eben die­ses Sujet. In mei­nem Fal­le hieß das, dass wäh­rend der Vor­be­rei­tung auf unse­ren Shoot mein Insta­gram plötz­lich voll mit Fotos war, die irgend­wie mit Rauch­bom­ben oder Qualm zu tun hat­ten. Nun gut, das mag auch der Algo­rith­mus des Netz­werks gewe­sen sein, der ja erstaun­lich schnell zuschlägt und die eige­ne Welt­sicht in bedau­er­li­cher Wei­se zu beschrän­ken scheint.

Ich hat­te aber ein Foto gese­hen, das mir rich­tig gut gefal­len hat: Die Rauch­bom­be war an einem trans­pa­ren­ten Regen­schirm befes­tig, hat sich dar­un­ter gesam­melt und ist in einem Schwall wie­der aus­ge­tre­ten.

Natür­lich kam ein regu­lä­rer Regen­schirm nicht in Fra­ge, das wäre mir zu lang­wei­lig gewe­sen. Weil ich aber weiß, dass Chan­ti nicht nur rosa, son­dern auch “Hel­lo Kit­ty” wahn­sin­nig ger­ne mag, habe ich ver­sucht, irgend­wo in die­sem Inter­net einen ent­spre­chen­den Regen­schirm zu fin­den. Den gab es dann zwar nur als Ver­si­on für Kin­der, aber auch das funk­tio­nier­te her­vor­ra­gend.

Abge­se­hen davon viel­leicht, dass der Wind inzwi­schen etwas auf­dring­li­cher wur­de und der armen Chan­ti Mas­sen von Qualm ins Gesicht gepus­tet hat, was sie aber aus­ge­spro­chen gelas­sen erdul­det hat.

Selbst­ver­ständ­lich haben wir zwi­schen den ein­zel­nen foto­gra­fi­schen Ein­hei­ten auch sehr dar­auf geach­tet, dass wir nicht dehy­drie­ren und zum Glück hat­ten wir aus­rei­chend Wein und Sprite — ja, Chan­ti trinkt ihre Wein­schor­le mit einer Mischung aus Weiß­wein und der Coca-Cola-Zitro­nen­li­mo — und Despe­ra­dos dabei.

Außer­dem konn­ten wir die klei­nen Unter­bre­chun­gen nut­zen, um uns abzu­spre­chen und die nächs­ten foto­gra­fi­schen Schrit­te zu pla­nen und uns kurz abzu­stim­men. Zudem war klar: so lang­sam muss auch mal die Pis­to­le her.

Im unse­rem Hin­ter­hof befand sich der kläg­li­che Rest eines Busches, den ich die gan­ze Zeit über­se­hen hat­te, das Gestrüpp soll­te für die fol­gen­den Fotos aber als Vor­der­grund her­hal­ten und ich lie­be das klei­ne Detail wahn­sin­nig.

Das redu­zier­te Stück­chen grün sorgt nicht nur für eine gewis­se Distanz und den Ein­druck einer ehr­fürch­ti­gen Beob­ach­tung aus einem Ver­steck her­aus, son­dern schafft auch eine unfass­bar schö­ne Drei­di­men­sio­na­li­tät. Und dazu Chan­ti und ihre Bli­cke. Zwi­schen den ein­zel­nen nach­fol­gen­den Fotos lie­gen nur weni­ge Sekun­den, aber jedes ist anders als das vor­he­ri­ge und auch das ist einer der Grün­de, wegen derer ich so ger­ne mit ihr foto­gra­fie­ren gehe.

Der Hin­ter­hof, in dem wir uns befan­den, war Teil einer alten Indus­trie­an­la­ge und so gab es nicht nur die­ses schö­ne Kon­strukt aus Back­stein­wän­den und Stahl­stre­ben, son­dern auch ein altes Roll­tor, das mit Graf­fi­ti ver­se­hen war und spon­tan zum Hin­ter­grund für unser nächs­tes klei­nes Set wer­den soll­te.

Manch­mal braucht es dann gar nicht den gan­zen Popanz mit Requi­si­ten, rosa Qualm und einem in Unschär­fe ver­schwim­men­den Hin­ter­grund, da reicht auch ein­fach ein tol­les Model vor einem Roll­tor, um Fotos von unbe­schreib­li­cher Inten­si­tät zu schaf­fen. Zumal das Ver­bots­schild im Hin­ter­grund den Fotos ein char­man­tes Augen­zwin­kern gibt.

Als ich vor ein paar Wochen den frag­li­chen Hin­ter­hof ent­deckt hat­te, stand an der Stra­ße davor ein ver­wais­tes, wei­ßes Sofa.

Da wir unse­ren Teil im Hin­ter­hof soweit been­det hat­ten und auf dem Weg zu unse­rer nächs­ten Loca­ti­on ohne­hin vor­bei­ka­men, war ich durch­aus begeis­tert, dass Chan­ti bereit war, sich ohne wei­te­res auf das herr­lich deplat­ziert wir­ken­de Möbel zu set­zen und direkt zu posie­ren.

Es kam dann aller­dings ein wenig über­ra­schend, dass Chan­ti plötz­lich von die­sem merk­wür­di­gen Sofa mit­ten im ver­meint­li­chen Nir­gend­wo aus “Ja, setz dich halt dazu” an mir vor­bei rief und es kos­te­te mich einen Moment zu ver­ste­hen, was gera­de los war.

Hin­ter mir stand plötz­lich ein Auto, ein jun­ger Mann schau­te freund­lich lächelnd her­aus, lehn­te Chan­tis Ange­bot, sich zu ihr zu set­zen und ein Foto zu machen jedoch ab.

Aller­dings frag­te er mich, ob es mög­lich sei, auch von ihm ein Bild zu machen. In sei­nem Auto sit­zend.

Und ja, natür­lich habe ich das direkt gemacht und ihm die Fotos noch am glei­chen Abend via Insta­gram geschickt.

Nach dem kur­zen Inter­mez­zo auf dem Sofa ging es dann zu unse­rer letz­ten Loca­ti­on für die­sen Tag.

Bei einem Spa­zier­gang ein paar Tage zuvor hat­ten Chan­ti und ich eine mit einem sen­sa­tio­nel­len, blau­en Graf­fi­ti besprüh­te Fabrik­wand ent­deckt, vor der nicht mehr genutz­te und ent­spre­chend mit Grün­zeug zuge­wu­cher­te Eisen­bahn­schie­nen ver­legt waren. Bevor wir aber wei­ter­fo­to­gra­fier­ten, galt es zunächst erneut, der Dehy­drie­rung vor­zu­beu­gen und eine Wein­schor­len- und Despi-Pau­se ein­zu­le­gen. Es galt schließ­lich, die Moti­va­ti­on und irgend­wie auch den sich zuneh­mend ein­stel­len­den Pegel zu hal­ten.

Rosa Qualm und blau­er Hin­ter­grund pas­sen so rich­tig gut zusam­men. Die Farb­kom­bi­na­ti­on hat­te mir bereits bei unse­rem >pret­ty in pink-Shoot super gefal­len und so haben wir uns dann an die letz­ten Fotos des Tages gemacht.

Es ist kaum fass­bar, aber wäh­rend unse­rer letz­ten foto­gra­fi­schen Ein­heit ist mir dann auch mei­ne Spei­cher­kar­te voll­ge­lau­fen. Da ich mir sicher sein woll­te, dass mir wäh­rend der Qualm-Fotos kein rele­van­tes Bild durch­rutscht, habe ich sehr viel im Seri­en­bild­mo­dus gear­bei­tet und nach etwas über 2.000 Fotos stell­te die Kame­ra dann plötz­lich den Dienst ein.

Zu mei­nem gro­ßen Glück hat­te ich die wich­tigs­ten Bil­der nicht nur bereits im Kas­ten, wir hat­ten auch noch Chan­tis iPho­ne, das aktu­el­le Spit­zen­mo­dell und haben dann die letz­ten Bil­der ein­fach mit der Han­dy­ka­me­ra gemacht.

Nach­dem wir mit dem Foto­gra­fie­ren fer­tig waren, ging es dann zurück zu mir, wo wir die über 2.000 Fotos gesich­tet und Piz­za bestellt haben, wäh­rend wir den Abend gemüt­lich aus­klin­gen lie­ßen.

Und auch, wenn die­ser Tag für alle Betei­lig­ten so schön, wie auch anstren­gend war, freue ich mich auf den nächs­ten Shoot mit Chan­ti. Die eine oder ande­re Idee habe ich schon.

Ich gehe dann mal Despe­ra­dos kau­fen. Und Wein. Und Sprite.