Why Can’t I Just Eat My Waff­le?

Waffeln sind leicht gemacht, viel zu lecker und können ein tolles fotografisches Motiv sein. Hoffe ich jedenfalls.

Why Can’t I Just Eat My Waff­le?

Waffeln sind leicht gemacht, viel zu lecker und können ein tolles fotografisches Motiv sein. Hoffe ich jedenfalls.

Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de habe ich mich der Food-Foto­gra­fie gewid­met und ein >paar Bil­der von Mac­a­rons gemacht. Ursprüng­lich waren die Mac­a­ron-Bil­der als klei­ne Spie­le­rei gedacht, wäh­rend ich im Rah­men der klei­nen Foto-Ses­si­on eigent­lich Fotos von Waf­feln mit Früch­ten und Sah­ne machen woll­te.

Die Idee mit den Waf­feln ist eine Übungs­auf­ga­be aus dem Buch Moo­dy Food-Foto­gra­fie von Corin­na Gis­se­mann, einem sehr guten Lehr- und Arbeits­buch zur Essens­fo­to­gra­fie, das lei­der schon viel zu lan­ge und in Tei­len noch immer unge­le­sen auf mei­nem Bücher­sta­pel liegt.

Da ich nun sehr in das Mac­a­ron-The­ma ver­tieft war und mit den Waf­feln gar nicht erst ange­fan­gen hat­te, habe ich mich über das Oster­wo­chen­en­de noch ein­mal an das lecke­re Gebäck gemacht und zunächst mein Set­up auf­ge­baut, bevor es ans Foto­gra­fie­ren ging.

Mal ein klei­nes Making of: der ursprüng­li­che Auf­bau mei­nes Set­ups.

Ich foto­gra­fie­re Lebens­mit­tel ger­ne in mei­nem Wohn­zim­mer, da habe ich nicht nur am meis­ten Platz, son­dern auch eine gro­ße Fens­ter­front. Am Oster­sonn­tag, dem Tag, an dem ich die Bil­der gemacht habe, war es aber aus­ge­spro­chen son­nig — was grund­sätz­lich schön sein mag, aber für Fotos eher unge­wünscht ist.

Eine knal­len­de Son­ne bedeu­tet auch har­te Schat­ten. Als har­te Schat­ten bezeich­net man jene sehr kon­trast­rei­chen und deut­lich erkenn­ba­ren Schat­ten­wür­fe, die eben vor allem bei direk­ter Son­nen­ein­strah­lung ent­ste­hen. Du kennst das sicher­lich aus dem Som­mer, wenn die Schat­ten so tief­dun­kel sind und Kan­ten haben, die mit dem Mes­ser geschnit­ten schei­nen — an einem wol­ki­gen Tag hin­ge­gen siehst du in der Regel kei­ne Schat­ten. Und kei­ne Schat­ten ist, was ich haben woll­te.

Zum Glück gibt es einen klei­nen, aber fei­nen Trick, die­se Schat­ten aus sei­nem Bild zu ent­fer­nen, oder zumin­dest zu mini­mie­ren: den Dif­fu­sor. Das ist das hel­le, run­de Teil, das du links im Bild wei­ter oben sehen kannst.

Im Grun­de ist das ein licht­durch­läs­si­ger Stoff, ähn­lich einer Gar­di­ne, der dafür sorgt, dass das Licht nicht mehr so ziel­ge­rich­tet auf das Motiv fällt, son­dern eben ein wenig wie durch Wol­ken daher­kommt.

Um dir den Effekt des Dif­fu­sors, soll­test du ihn nicht ken­nen, zu ver­an­schau­li­chen, habe ich flink zwei Fotos mit dem iPho­ne gemacht.

Die Gabel im direk­ten Son­nen­licht. Der Schat­ten ist deut­lich zu erken­nen.
Die glei­che Gabel im glei­chen Licht mit Dif­fu­sor. Der Schat­ten ist fast ver­schwun­den.

Der Dif­fu­sor stand also bereit, als deko­ra­ti­ves Obst habe ich mich für Phy­sa­lis ent­schie­den. Die sind selbst nicht so schrill bunt, haben aber eine sehr schö­ne Blü­te um die eigent­li­che Frucht, die gera­de weil sie gelb ist, in Ver­bin­dung mit dem blau­en Unter­grund einen schö­nen Farb­kon­trast ergibt.

Ich war zudem der fes­ten Über­zeu­gung, dass ich einen blau­en Tel­ler hät­te — der in Ver­bin­dung mit dem gel­ben Tisch­set, auf dem er ste­hen soll­te, eben­falls einen schö­nen Farb­kon­trast gebil­det hät­te. Tat­säch­lich ent­pupp­te sich der blaue Tel­ler aber als grün, so war er übri­gens auch in mei­nem klei­nen Fun­dus beschrif­tet. Note to self: ich benö­ti­ge einen blau­en Tel­ler. Um dann aber einen wei­te­ren Farb­kon­trast zu schaf­fen, habe ich eine rote Stoff­ser­vi­et­te neben den grü­nen Tel­ler gelegt.

Ich hat­te gegen­über einer mei­ner bes­ten und lang­jäh­rigs­ten Freun­din­nen mal erwähnt, dass ich kein Waf­fel­ei­sen habe. Ihre Devi­se ist, dass es bestimm­te Din­ge gibt, die es in jedem Haus­halt geben müs­se und ein Waf­fel­ei­sen stün­de da recht weit oben auf der Lis­te.

Und so hat sie mir zum Geburts­tag ein Waf­fel­ei­sen geschenkt — das ich dann end­lich wie­der ein­mal in Betrieb neh­men konn­te.

Der Teig für Waf­feln ist schnell her­ge­stellt: ein wenig Mehl, Zucker, Vanil­le­zu­cker, Ei, Back­pul­ver und Milch zusam­men­rüh­ren und Zack! Fer­tig. Ich habe mich in dem Zusam­men­hang gefragt, war­um ich nicht häu­fi­ger Waf­feln mache. Eine Ant­wort könn­te sein, dass ich dann noch häu­fi­ger jog­gen gehen müss­te.

Ich habe dann noch ein mit eini­ger Sorg­falt die Phy­sa­lis hin- und her­ge­scho­ben, bis sie eini­ger­ma­ßen gut auf dem Foto aus­sa­hen und im Anschluss schnell die Waf­feln geba­cken.

Da ich noch ein wenig Sah­ne zu den Waf­feln und den Früch­ten geben woll­te, muss­te ich mich ein durch­aus beei­len, denn Sah­ne schmilzt bekannt­lich, wenn sie auf einer hei­ßen Waf­fel liegt.

Wie so oft in der Foto­gra­fie, oder auch vie­len ande­ren Hob­bies, ist das eigent­li­che Han­deln, also das Erstel­len der Bil­der, der kleins­te Teil an die­sem Foto­pro­jekt gewe­sen. Ich habe gut eine Stun­de vor­be­rei­tet — und höchs­ten fünf Minu­ten foto­gra­fiert, dann hat­te ich mein fina­les Bild auf die Spei­cher­kar­te gebannt.

Für die Bild­be­ar­bei­tung habe ich mich an die Vor­schlä­ge aus dem Buch gehal­ten und ich bin mit dem etwas dunk­le­ren Cha­rak­ter des Fotos sehr zufrie­den.

Über­haupt bin ich eini­ger­ma­ßen glück­lich, dass sich die Food-Foto­gra­fie, neben der Por­trait-Foto­gra­fie, gera­de zu einer mei­ner foto­gra­fi­schen Lei­den­schaf­ten ent­wi­ckelt — auch wenn ich in bei­den Gen­res noch rela­tiv am Anfang ste­he.

Ich freue mich den­noch, den ein­ge­schla­ge­nen Weg wei­ter­zu­ge­hen und bin gespannt, wel­che Aben­teu­er mich auf die­ser foto­gra­fi­schen Rei­se erwar­ten wer­den. Und ob ich am Ende nicht doch häu­fi­ger jog­gen gehen muss. Grund­sätz­lich esse ich die Lebens­mit­tel, die ich für mei­ne Fotos ver­wen­de, näm­lich schon sehr ger­ne auf.

Im Fal­le der Waf­feln war die Mög­lich­keit zum unge­stör­ten Ver­zehr übri­gens ein ech­tes Pri­vi­leg: “Why can’t I just eat my waff­le”, der Titel die­ses Bei­trags, ist näm­lich ein Zitat des augen­schein­lich ziem­lich generv­ten Barack Oba­ma.